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Der Mac wird 32 - Happy Birthday, Macintosh

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22. Januar 1984: Der Superbowl zieht Fans der LA Raiders und der Washington Redskins in den Bann. In der Pause sendet ein junges Unternehmen einen spektakulären Werbespot – ohne ein Produkt zu zeigen. Der große Bruder spricht über die „Informations-Bereinigungs-Direktive“ vor einem willfährigen, gleichgeschalteten und entmündigten Publikum – in einer grauen und eisigen Welt. Doch die Hoffnung trägt ein weißes T-Shirt, rote Shorts, einen blonden Schopf und in den Händen einen riesigen Hammer. Von Sicherheitskräften verfolgt rennt die junge Frau in das Gehirnwäsche-Ritual des Diktators und schleudert ihren Hammer in die überdimensionale Leinwand. Warum 1984 nicht so werden sollte wie „1984“, fragen sich nicht wenige Zuschauer der Übertragung des Superbowl XVIII. In den USA ist das Finale um die Football-Meisterschaft das größte Fernseh­ereignis des Jahres, wer etwas von sich und seinem Produkt hält, bucht einen der sündteuren Werbespots. Nur wenige dieser Werbefilme werden aber zur Legende wie jener des britischen Regisseurs Ridley Scott, der einen Computer bewirbt, der erst zwei Tage später, am Dienstag, den 24. Januar 1984 zum Preis von 2495 US-Dollar in den Handel kommt: Der Apple Macintosh, ein völlig neuartiger Computer.

Der Werbespot von 1984

„Bladerunner“, „Alien“ oder „1984“: Ridley Scott führte bei mehreren Kultfilmen der Achtziger Regie

Offiziell behauptet Apple, der legendäre Werbespot „1984“ sei nur bei einer Gelegenheit gelaufen, am 22. Januar 1984, während der Übertragung des Super Bowl XVIII, den die Los Angeles Raiders gegen die Washington Redskins gewannen. Owen W. Linzmayer schreibt dagegen in seinem Buch „ Apple – Streng vertraulich!“, das amerikanische Fernsehen und einige Kinos hätten den Spot auch später noch einige Male gezeigt. Ganz gleich wer recht hat, es war der Beginn eines Mythos, der genau zwei Tage später, am 24. Januar 1984 begann und bis heute anhält. Für den 900 000-US-Dollar-Spot heuert die Werbeagentur Chiat/Day damals keinen geringeren als Ridley Scott an, der bereits bei den beiden Kultstreifen „Alien“ und „Bladerunner“ Regie führte. Dieser dreht den Film innerhalb von sieben Tagen in den Shepperton Studios in London. Nicht wenige englische Skinheads sollen sich unter den kahlköpfigen Arbeitern des Videos befunden haben, problematischer ist die Wahl der Hauptdarstellerin. Welche weibliche Darstellerin hat schon Erfahrung im Hammerwurf? Anya Major, eine Bewerberin mit Erfahrung im Diskuswerfen hatte nicht nur das richtige Aussehen, sondern kann auch den Hammer effektvoll schleudern. Das blieb übrigens nicht der letzte Auftritt der Engländerin, ein Jahr später spielt sie in dem Musikvideo „Nikita“ von Elton John eine vom Sänger umworbene russische Soldatin.

Bei den Verantwortlichen ist der Spot zu Anfang stark umstritten. Steve Jobs, der das Projekt Macintosh bei Apple leitet, beharrt allerdings darauf: Ein spektakulärer Computer brauche einen spektakulären Auftritt. 1985 versucht Apple, den Erfolg des Spots zu wiederholen, diesmal übernimmt Ridley Scotts Bruder Tony (bekannt für „Top Gun“) die Regie: Der ebenfalls beim Super Bowl laufende Spot „ Lemmings“ zeigt Manager mit verbundenen Augen, die eine Klippe hinabstürzen. Erst der letzte der „Lemminge“ nimmt die Binde ab und sieht ein helles Licht: das kommende Mac Office. Der Spot lös­t wenig Beifall aus, er ist einfach zu negativ und düster. Zwanzig Jahre später zeigt Apple den Spot in einer am Computer nachbearbeiteten Fassung, in der die Hammerwerferin einen iPod trägt. Im Frühjahr 2007 macht eine Parodie des Clips die Runde, in der die US-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, die „Big Sister“ gibt.

Im Spot ist der neue Macintosh nicht zu sehen, es handelt sich nur um die Ankündigung des neuen bahnbrechenden Computers. Der erste Blick bleibt den Anteilseignern von Apple vorbehalten, die am 24. Januar an der jährlichen Aktionärsversammlung teilnehmen – mit der bereits 1984 von Steve Jobs bekannten Dramatik. Auf einer abgedunkelten Bühne geht Steve Jobs zu einem Tisch mit einer Stofftasche, aus der er Computer, Tastatur und Maus zieht und alles mit ein paar Handgriffen anschließt. In der folgenden Präsentation führt er damals bahnbrechende Neuerungen wie animierten Text, Tabellenkalkulation oder ein Schachspiel vor. Später lässt er den Macintosh sogar einen Text vorlesen: „Hallo. Ich bin Macintosh. Endlich komme ich aus diesem Sack herraus. Da ich es nicht gewohnt bin, in der Öffentlichkeit zu sprechen, möchte ich Ihnen einen Grundsatz verraten, den ich mir zu eigen machte, als ich das erste Mal einem Großrechner begegnete. Trau keinem Computer, den Du nicht selbst hochheben kannst.“

„Hello, I am Macintosh. It sure is great to get out of that bag! Unaccus-tomed as I am to public speaking, I‘d like to share with you a maxim I thought of the first time I met an IBM mainframe: Never trust a computer that you can‘t lift!

Zum Vergleich: Der PC von IBM begrüßt seine Nutzer dagegen mit einem textbasierten DOS-Prompt und muss erst mit einem zusätzlichen Monitor ausgestattet werden. Der Beifall der Aktionäre dauert fünf Minuten und die Begeisterung für das neue Produkt ist groß, das Echo in den US-Medien sehr positiv. Als ihn später an diesem Tag ein Journalist fragt, welche Marktforschung er für das Gerät betrieben habe, sagt Jobs spöttisch: „Hat Alexander Graham Bell etwa Marktforschung betrieben, bevor er das Telefon erfand?“